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Der Deutsche Bahn-Check hart aber unfair?

Die ARD testet die Deutsche Bahn im Bahn-Check. Das Ergebnis ist wenig überraschend und so richtig fair war so mancher Test eben auch nicht!

Und so fing alles an!

Und so fing alles an!

09/2014 Am Montag Abend lief bei der ARD der Deutsche Bahn-Check. Hat es sich doch die öffentliche-rechtliche Sendeanstalt zur Aufgabe gemacht, mit (guten) Recherchen bekannte Marken unter die Lupe zu nehmen. Wer schon andere Sendungen aus dieser Reihe gesehen hat (z.B. Iglu/Frosta-Check), der weiß das in dieser Sendung nicht immer ganz neutral berichtet wird. Auch bei der Bahn ließ der Check in Teilen Fairness vermissen.

Plakativ begann die Sendung mit einer Verspätungsmeldung "Aufgrund von Störungen im Betriebsablauf verzögert sich der Film um wenige Sekunden" hieß es da. Die gewählten Testkategorien waren vorhersehbar: Preise, Pünktlichkeit, Sauberkeit und das Tempoversprechen. Komisch, letzteres war mir gar nicht bekannt, dafür fehlte das von der Bahn offensichtlich kommunizierte Versprechen auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. War genau dieser Punkt beim Iglu/Frosta-Check noch hoch im Kurs gewesen, hat man ihn bei der Bahn ganz weggelassen. Na ja, vielleicht wäre man hier Gefahr gelaufen, auch mal eine gute Note vergeben zu müssen. Auch willkürlich auf Firmenparkplätzen angesprochene Menschen die ihre Ablehnung gegenüber dem Pendeln mit der Bahn äußern durften im Intro nicht fehlen. Nur eine Freiwillige (Verena J.) ließ sich auf das Experiment ein, zwei Wochen mit der Bahn von Köln nach Düsseldorf zur Arbeit zu fahren. Aber nun der Reihe nach...

Die Preise der Bahn sind undurchschaubar

Ganz unrecht hat der Check hier nicht. Die Preise der Bahn sind je nach Reiseroute tatsächlich nicht so einfach. Allerdings sind die im Check angesetzten 5 Minuten für die Suche nach dem günstigsten Preis auch ziemlich knapp bemessen. Bei solchen Zeitvorgaben fällt so ziemlich jedes Unternehmen durch, egal ob es Bahnreisen, Flüge oder Telefontarife sind. Peinlich allerdings die Aussagen des Pressesprechers und die grandiose Feststellung, dass Reiseberater im DB Reisezentrum preislich schlechte Angebote machen. Das kann ich sogar bestätigen. Meine Nachbarin hatte mich vor einiger Zeit nach einer Preisrecherche im Internet für eine Fahrt mit der Bahn gebeten. Was ich ihr in 15 Minuten auf bahn.de zusammengeklickt hatte war nur halb so teuer wie das Angebot des Reiseberaters das sie im DB Reisezentrum bekommen hatte.

Die Pünktlichkeit ist geschönt

Beim Pünktlichkeits-Check hat die ARD tatsächlich gute Arbeit geleistet. Fast 100 bundesweiten Testfahrern haben zwei Wochen lang Fahrtenbuch geführt. Das Ergebnis ist interessant, aber nicht wirklich überraschend. Nur 76% statt 95% aller erfassten Fahrten führten pünktlich ans Ziel. Was der Bahn-Check allerdings nicht deutlich macht ist, dass die Bahn ihre Pünktlichkeitsstatistik nach Fernverkehr und Regionalverkehr unterscheidet. Das haben die Tester vermutlich nicht so genau genommen, jeder Zug ist eben Bahn.

Schade das der Check hier nicht etwas genauer dargestellt hat wie groß und komplex das Unternehmen eigentlich ist. Zahlen wie 33.400 Kilometer Streckennetz und täglich 5,5 Mio. Menschen in über 30.000 Zugverbindungen lassen die kleine Pünktlichkeitsstatistik des Bahn-Check mit der Stichprobe von 1.000 Fahrten in zwei Wochen klein und mickrig wirken.

Sauberkeit: Toiletten hui, Bordbistro pfui

Überraschend positiv kamen die getesteten Toiletten in den Zügen der Deutschen Bahn weg. Die Tester gaben 160 von 195 Toiletten ein sehr gut. Ein paar dreckige Toiletten durften natürlich nicht fehlen. Und weil es so sauber war, wurden die Reporter gleich selbst Tätig und platzierten Kinderknete, Pappbecher und Brotkrümel in einem Zug. Das alles bis auf einen eizelnen Brotkrumen über nacht verschwand schien selbst die Macher des Bahn-Check zu begeistern. Um dann aber doch keine gute Note vergeben zu müssen eilten die Tester noch mit Petrischalen in das Bordbistro um Proben von den Bistrotischen zu nehmen. Sekunden später konnte man als Zuschauer bunte Hefepilze auf Glibbermasse bewundern und einer Stimme aus dem Off die darauf hinwies, dass im Bistro doch nicht alles so sauber ist wie es scheint. So ein Test im Mc Cafe oder bei einer anderen Bude würde mich mal im Vergleich interessieren. Zu spät, das Testurteil der ARD: Die Sauberkeit der Bahn ist Ausbaufähig!

Das Tempoversprechen und ein abstruser Test

Im Test wird erst ein moderner ICE auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Köln gezeigt. Dann der Schwenk ins Allgäu. Hier haben sich die Tester eine besonders langsame Regionalbahn ausgesucht und als Gegner einen Zeppelin ins Rennen geschickt. Das dieser gewinnt war vorher schon klar, denn obwohl die Bahn im Allgäu nach Fahrplan im Ziel ankam, war der Zeppelin schon längst vor Ort. Der abstruse Kommentar der Tester: Das Tempo der Bahn ist nicht mehr Zeitgemäß. Noch wirrer wurde es, als sich ein Lokführer der anonym bleiben möchte über die viele Langsamfahrstellen beschwert. Das im Straßenverkehr oftmals Bund und Länder auch lieber die Höchstgeschwindigkeit reduzieren statt die Fahrbahn zu erneuern, dass konnte man in der Sendung nicht hören. Da durfte auch Verena J. am Ende nicht fehlen, die stolz erzählte das sie mit dem Auto in 35 Minuten an der Arbeit sei und mit der Bahn viel länger gebraucht habe. Das diese Bestzeit vermutlich nur selten möglich ist und man auch auf der Straße öfter mal im Stau steht, dass wurde natürlich nicht erwähnt. Wozu auch, Bahn-Bashing macht doch Spaß!

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